Berliner Nephrologe erhält wichtigsten Wissenschaftspreis der DGIM

: Dr. med. Nicola Wilck, Arzt und Wissenschaftler an der Charité - Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin CVK/CCM, wurde auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) mit dem Theodor-Frerichs-Preis ausgezeichnet. Thema der prämierten Forschungsarbeit war der Zusammenhang zwischen Darmflora, Kochsalzkonsum und Bluthochdruck. „Die Arbeit demonstriert die Exzellenz der nephrologischen Forschung in Deutschland und zeigt gleichzeitig, wie zentral nephrologische Themen für die Gesamtheit der Inneren Medizin sind.“

Die DGIM vergibt seit 50 Jahren jährlich ihren – inzwischen mit 30.000 € dotierten – höchsten Preis für die beste eingereichte klinisch-experimentelle Arbeit auf dem Gebiet der Inneren Medizin. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an Dr. med. Nicola Wilck von der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Gewürdigt wurde mit dem Preis die Arbeit „Salt-responsive gut commensal modulates TH17 axis and disease“ [1], die am „Experimental and Clinical Research Center“ in Berlin, einer Gemeinschaftseinrichtung von Max Delbrück Centrum und Charité, in der Arbeitsgruppe von Prof. Dominik N. Müller durchgeführt wurde und jüngst in der renommierten interdisziplinären Fachzeitschrift „Nature“ erschienen ist.

„Wir freuen uns besonders, dass ein Nachwuchswissenschaftler, der seine berufliche Zukunft in der Nephrologie sieht, mit diesem Preis ausgezeichnet wurde“, erklärt Professor Dr. Andreas Kribben, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN). „Das demonstriert die Exzellenz der nephrologischen Forschung in Deutschland und zeigt gleichzeitig, wie zentral nephrologische Themen für die Gesamtheit der Inneren Medizin sind.“

Eine regelmäßige, hohe Kochsalzzufuhr trägt zur Entstehung von Bluthochdruck und kardiovaskulären Erkrankungen bei. Mit der Genese der Hypertonie werden heute unter anderem TH17-Zellen (Interleukin IL-17-produzierende T-Helferzellen) in Verbindung gebracht, denen auch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen zukommt. Die Induktion und Aktivierung von TH17-Zellen steht bei Mensch und Tier im Zusammenhang mit der Darmflora. Die prämierte Forschungsarbeit ging der Frage nach, ob eine Assoziation zwischen dem intestinalen Mikrobiom und der diätetischen Kochsalzzufuhr besteht. Es zeigte sich, dass bei Mäusen, die eine Kochsalz-angereicherte Nahrung erhielten, die enterale Besiedelung mit Lactobazillen (besonders L. murinus) abnahm. Parallel dazu stiegen die Th17-Zellzahl und der Blutdruck an. Die orale probiotische Behandlung mit Milchsäurebakterien konnte bei den Tieren trotz salzreicher Nahrung die Zahl der Th17-Helferzellen sowie den Blutdruck wieder senken. Darüber hinaus konnte das interdisziplinäre Team in einem Mausmodell der salzsensitiven Hypertonie sowie der salzinduzierten autoimmunen Enzephalomyelitis (Multiple Sklerose) die Entstehung dieser Erkrankungen gehemmt bzw. die neurologische Symptomatik deutlich abgemildert werden.

Eine klinische Pilotstudie zeigte einen vergleichbaren Effekt eines höheren Kochsalzkonsums beim Menschen. Es kam zur Abnahme der enteralen Lactobacillus-Besiedelung, zur Zunahme der TH17-Zellzahl und zum Blutdruckanstieg.

Diese Studienergebnisse zeigen erstmals einen direkten Zusammenhang zwischen Kochsalzkonsum, Darmflora, Immunsystem/T-Helferzellen und möglichen kochsalzsensitiven Erkrankungen, auch des autoimmunen Formenkreises. Hieraus könnten sich neue Therapieoptionen für Patienten ergeben, die nun weiter untersucht werden müssen.

[1] Wilck N, Matus MG, Kearney SM et al. Salt-responsive gut commensal modulates TH17 axis and disease. Nature 2017; 551(7682): 585-589

 

Pressekontakt

Pressestelle der DGfN
Dr. Bettina Albers
presse@dgfn.eu
Tel. 03643/ 776423 / Mobil 0174/ 2165629

Zurück