Altersabhängiger GFR-Cutoff für Lebendnierenspender?

: Gaillard F, Courbebaisse M, Kamar N et al. The age-calibrated measured glomerular filtration rate improves living kidney donation selection process. Kidney Int 2018; 94(3): 616-24

Für Lebendnierenspender gibt es keine verbindliche bzw. ausreichend gesicherte Mindest-GFR vor der Spende. Die aktuellen KDIGO-Leitlinien schlagen vor, die bislang übliche Cutoff-Grenze von 80 auf 90 [Angaben immer in ml/min/1,73 m2] zu erhöhen. Es gibt jedoch bislang keine Empfehlung, inwiefern das Spenderalter zu berücksichtigen ist, da die GFR ja physiologischerweise mit dem Alter abnimmt. Eine französische Multicenterstudie analysierte daher retrospektiv 2.007 Nierenspender.

Nach der gemessenen Ausgangs-GFR (measured/mGFR) wurden drei Spendergruppen definiert: GFR <80, 80-89 und ≥90. Eine mGFR <90 hatten 32% der Spender; Spender mit den niedrigsten mGFR-Werten waren signifikant älter (60±9 vs. 47±11 Jahre, geschlechtsunabhängig). Die standardisierte renale “Lifetime”-Reserve, definiert als Quotient der mGFR vor der Spende und den noch zu erwarteten Lebensjahren, war in den Gruppen ähnlich, also unabhängig von der Ausgangs-mGFR. Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich bei Anwendung der eGFR anstelle der mGFR. In einer Subgruppe von 132 Spendern mit wiederholten mGFR-Untersuchungen fünf Jahre nach der Spende war die Größenordnung der mGFR-Verminderung in allen Gruppen ähnlich (-34,3%, -33,9%, -34,9%).

Die Autoren schlussfolgern, dass es sinnvoll sei, die GFR-Schwelle für die Lebendnierenspende altersabhängig zu wählen; für ältere Lebendnierenspender scheinen Cutoff-Werte von unter 90 ml/min/1,73 m2 vernünftig zu sein.

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