Caplacizumab zur Therapie der aTTP

: Scully M, Cataland SR, Peyvandi F et al.; HERCULES Investigators. Caplacizumab Treatment for Acquired Thrombotic Thrombocytopenic Purpura. N Engl J Med 2019; 380(4): 335-46

Bei der erworbenen thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (aTTP), einem immunvermittelten Mangel an ADAMTS13 (einer Protease, die den von-Willebrand-Faktor/vWF spaltet), kommt es durch unkontrollierte Adhäsion und Vernetzung von vWF-Multimeren und Thrombozyten gleichzeitig unter anderem zu Mikrothrombosen und Thrombopenie. Der seit 2018 zugelassene monoklonale, humanisierte Mini-Antikörper Caplacizumab (ein bivalentes Einzeldomänen-Antikörperfragment) inhibiert die Bindung des vWF an Thrombozyten und stoppt somit Thrombenbildung und Thrombozytenabfall. Die Phase-III-Studie (HERCULES) wurde nun abschließend veröffentlicht. 145 TTP-Patienten erhielten doppelblind, kontrolliert und randomisiert entweder Caplacizumab (10 mg i.v. als Bolus, gefolgt von 10 mg s.c. täglich) oder Placebo – zusätzlich zum Plasmaaustausch sowie 30 Tage danach. Primäres Outcome war die Normalisierung der Thrombozytenzahl innerhalb von fünf Tagen nach Abschluss des Plasmaaustausches. Sekundäre Endpunkten waren die Kombination von TTP-assoziierter Mortalität, Thrombembolie, TTP-Wiederauftreten, Rezidiv, Therapieresistenz und Normalisierung weiterer abweichender Laborparameter.

Patienten der Verumgruppe hatten insgesamt eine 1,55-fach höhere Wahrscheinlichkeit der Thrombozytennormalisierung. Die mediane Zeit bis zur Normalisierung der Thrombozytenzahl war mit Caplacizumab kürzer als mit Placebo (2,69 vs 2,88 Tage, p=0,01). Der Anteil an Patienten mit unerwünschten Ereignissen (sekundäre Endpunkte) war unter Caplacizumab 74% geringer als in der Placebogruppe (12% vs 49%, p<0,001). Zur Rekurrenz der TTP kam es bei 12% vs 38% der Patienten (67% weniger, p<0,001). In der Placebogruppe gab es drei therapierefraktäre Patienten – in der Caplacizumab-Gruppe keine. Patienten der Caplacizumab-Gruppe benötigten außerdem weniger Plasmaaustausch-Behandlungen und hatten kürzere Klinikaufenthalte. Als häufigstes unerwünschtes Ereignis traten Schleimhautblutungen auf (mit Caplacizumab 65% der Patienten vs 48% bei Placebo). In der Placebogruppe verstarben drei Patienten, in der Verumgruppe einer (an einer zerebralen Ischämie nach dem Behandlungsende).

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