„Shared decision-making“ bei alten Patienten

: Verberne WR, Konijn WS, Prantl K et al. Older patients' experiences with a shared decision-making process on choosing dialysis or conservative care for advanced chronic kidney disease: a survey study. BMC Nephrol 2019; 20 (1): 264

Bei alten Patienten, die sich in Richtung terminale Niereninsuffizienz bewegen, sollte eine gemeinsame Entscheidungsfindung erfolgen, ob eine Dialysetherapie begonnen wird oder ob nur konservative Maßnahmen (CC “conservative care”) fortgeführt werden – um den Wünschen, Vorstellungen und Erwartungen der Patienten zu entsprechen. Dabei weiß man jedoch wenig darüber, wie die alten Patienten dieses Vorgehen überhaupt empfinden oder erleben. In Zusammenarbeit mit der "Dutch Kidney Patients Association“ wurden daher 99 Patienten (≥70 Jahre) evaluiert. Nach einem gemeinsamen Entscheidungsfindungsprozess im Rahmen eines erfahrenen multidisziplinären Teams hatten sich 75 von ihnen für die Dialyse und 24 dagegen entschieden. Zur Anwendung kam eine Likert-Skala, ein Fragebogen zur Erfassung persönlicher Meinungen (mehrstufige Antworten nach dem Grad der Zustimmung auf einer Skala bis 11).

Die Patienten bestätigten insgesamt ihre Zufriedenheit mit dem gemeinsamen Entscheidungsfindungsprozess: einen Score von 6-10 hatten diesbezüglich 93% der Dialysepatienten versus 91% der CC-Patienten, p= 0,06). Mit der Therapieentscheidung zufrieden zeigten sich 87% versus 91% (p=0,03). Trotz der hohen Gesamtzufriedenheit berichteten besonders Dialysepatienten auch negative Erfahrungen – in Bezug auf das Timing, die Information und den Grad der Mitbeteiligung an der Entscheidung. 31% der Dialysepatienten (versus CC 5%) fühlten sich zu einer Entscheidung gedrängt, meist durch medizinische Faktoren (wie ein sich verschlechternder Gesundheitszustand oder eine abnehmende Nierenfunktion) oder durch den Nephrologen. Sie berichteten als häufigsten Grund ihrer Entscheidung, dass sie das Gefühl hatten, keine Wahl zu haben. 55% von ihnen hatten den Eindruck, dass ihre Meinung wichtiger war als die der behandelnden Ärzte oder der Angehörigen (gegenüber 90% bei den CC-Patienten). Zweifel, ob die Therapieentscheidung richtig war, gaben 17% der Dialysepatienten an (gegenüber keinem CC-Patienten). Die Autoren resümieren, dass zwar eine große Gesamtzufriedenheit der alten Patienten mit der gemeinsamen Entscheidungsfindung vorhanden war, dennoch zeigten die Negativberichte in den genannten Bereichen Verbesserungspotenzial auf.

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